Ein Sonnenschirm soll nicht nur Schatten spenden. Bestenfalls sieht er außerdem gut aus, ist windstabil und einfach zu bedienen. Keine leichte Aufgabe also, wenn die Entwicklung einer neuen Sonnenschirmserie ansteht. Zwei Jahre hat es von der Idee bis zur Serienproduktion von Pure gedauert. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen, findet der technische Leiter Michael Weiß. Der studierte Maschinenbauer und Produktentwickler wechselte vor mehr als vier Jahren von der Automobilbranche zum Sonnenschirmhersteller Bahama und verrät im Interview, wie er mit seinem Team Pure entwickelt hat.
Michael Weiß: „Das Besondere an dem neuen Sonnenschirm Pure ist seine Windstabilität, die wir bei einer Reihe für Einsteiger wie dieser auch erstmalig garantieren. Hinzu kommen das klare, puristische Design und eine sehr einfache Handhabung. Kunden können den Sonnenschutz schnell und trotzdem mit hoher Tuchspannung öffnen. Außerdem gibt es erstmalig nicht nur runde und quadratische Schirme, sondern auch rechteckige Formen im Einstiegssegment unserer Produkte. So finden Kunden für jede Terrasse oder jeden Garten das passende Modell.“
„Früher haben wir viele Versuche in einem Windkanal gemacht. Diese Erkenntnisse zum Verhalten von Schirmen bei Wind nutzen wir noch heute, auch für die neue Baureihe. Sie haben wir nun erstmalig rein mit Windsimulation entwickelt. Anhand dieser Simulation konnten wir die einwirkenden Kräfte bei starkem Wind sehr präzise berechnen und wussten, wie stark die Profile des Schirms sein und wie wir die Gelenke auslegen müssen. Wir arbeiten beispielsweise mit innenliegenden Verstärkungen in der Schirmsäule und in den Speichen. Jetzt, wo es die neue Baureihe gibt, bauen wir sie draußen auf und lassen sie bei Wind und Wetter stehen. Die Windmesser an unseren Anlagen liefern uns dann weitere Daten aus der Praxis, wobei wir hier nicht nachjustieren werden müssen. Denn wir nutzen bei der Entwicklung so viele Tools wie nötig, damit das Endergebnis stimmt.“
„Die beweglichen Teile liegen bei dieser Reihe anders und sind sichtbarer als bei anderen Sonnenschirmen. Zum Öffnen und Schließen des Schirms bewegt sich der Kopf hoch oder runter. Das bewegliche Teil mit dem Kopf läuft in der Regel immer innerhalb der Säule hoch, ohne dass es Anwender beispielsweise beim Sonnenschirmaufspannen sehen oder direkt bedienen. Das haben wir geändert. Wir wollten unbedingt den Spannmechanismus beibehalten, weil er aus unserer Sicht der Beste ist, um einen Sonnenschirm zu öffnen. Denn er ist wartungsfrei, das heißt, es muss nichts gefettet, geschmiert oder Verschleißteile ersetzt werden. Außerdem geht das Öffnen und Schließen so deutlich schneller im Vergleich zum Kurbelmechanismus. Damit dieser Mechanismus sich stimmig in das Gesamtdesign einfügt, haben wir die dafür benötigten Teile bei Pure von innen nach außen verlegt. Das ist meines Wissens auch komplett neu auf dem Markt.“
„Von der Entscheidung zu der neuen Sonnenschirmserie bis hin zum Start der Serienproduktion hat es zwei Jahre gedauert. Die Serie habe ich zusammen mit einem jungen Kollegen entwickelt, der vor ein paar Jahren als Werkstudent bei uns eingestiegen und inzwischen einer von sechs Konstrukteuren bei Bahama ist. Zu Anfang haben wir auch eine Kundenumfrage gemacht, um zu erfahren, was ein neuer Schirm können und wie er aussehen sollte. Am kniffeligsten für den Entwicklungsprozess war es dann sicherlich den Öffnungsmechanismus nach außen zu verlegen. Die Idee hat uns von Anfang an extrem gut gefallen und wir haben sehr viel Zeit investiert, bis es so funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben hier auch Rückschläge in Kauf genommen, weil wir einfach keine Kompromisse eingehen wollten.“
„Es war Zeit für etwas Neues. Außerdem hatten wir im Einstiegssegment bislang zwei verschiedene Baureihen und wir wollten nun die Stärken von beiden in einer Serie vereinen. Unser Ziel war ein qualitativ hochwertiges, langlebiges Produkt zu erschaffen, was gut zu bedienen ist und schick aussieht. Der Sonnenschirm soll kein Fremdkörper sein, sondern sich gut in seine Umgebung einfügen. Daher setzen wir auch auf ein reduziertes, puristisches Design. Reduktion macht aus meiner Sicht ohnehin gutes Design aus. Denn das Design ist kein reiner Selbstzweck, sondern macht einen hochwertigen Sonnenschirm einfach anwenderfreundlich und besticht mit einer guten Funktionalität.“
„In den ersten Gesprächen mit dem Geschäftsführer Volker Schröder vor meinem Einstig bei Bahama habe ich mir zunächst die Frage gestellt: ,Sonnenschirme in Deutschland bauen, wie soll das überhaupt gehen?‘ Dann habe ich mir das Unternehmen angesehen und war sofort begeistert. Ich bin davon überzeugt, dass die Schirme, die wir hier bauen, qualitativ die besten sind, die Kunden bekommen können. Für mich fängt Qualität schon bei der Entwicklung an. Wir haben in Deutschland so gut ausgebildetes Fachpersonal, das gerade deshalb Produkte entwickeln kann, die absolut höchster Qualität entsprechen. Außerdem lassen wir die Schirme selbst dann auch in Deutschland produzieren, was zusätzlich die Qualität steigert. Denn auch hier sind die Facharbeiter sehr gut ausgebildet und handwerklich fit.“
„Ein hochwertiger Sonnenschirm besteht grundsätzlich aus einem Aluminiumgestell mit vielen langen Teilen aus Aluminiumstrangpressprofilen und kleineren Anbauteilen, welche die langen Teile verbinden. Die Aluminiumprofile kaufen wir zu, denn dafür benötigt man riesige Aluminiumpressen. Das gilt auch für die Kunststoffteile. Alle Profile sind aber von uns selbst konstruiert und wir bearbeiten sie weiter beispielsweise durch Fräsen. Bei den Anbauteilen machen wir alle Metallteile selbst. Unsere Hauptarbeit ist die Aluminium- und Stahlbearbeitung sowie die Tuchkonfektion.“
„Ich sehe den Schirm am liebsten in einem anthrazitfarbenen Gestell mit einem roten Tuch. Die Kombination sieht schick aus, finde ich. Ansonsten mag ich persönlich gern auch Grautöne. Grundsätzlich gehen bei uns die gedeckten Farben wie auch Sandfarben besonders gut. Für mich steht aber an oberster Stelle, dass sich die Kunden mit dem Schirm wohlfühlen, und dann darf es auch gern ein farbenfrohes Tuch sein. Deshalb gibt es die Auswahl. Beim Gestell selbst ist für die Kunden anthrazit die Farbe der Wahl, das ergab unsere Kundenumfrage zu Beginn der Entwicklung. Und das zeigen auch unsere Verkäufe: Anthrazitfarbene Gestelle haben bei uns gegenüber den weißen einen Anteil von zwei Drittel. Bei allen Schirmen von Bahama benutzen wir übrigens das gleiche Material für die Tücher mit einer Beschichtung, UV-Schutz UPF 50+ und einer hohen Wassersäule, sodass alle Sonnenschirme auch ein Allwetterschutz bei Regen sind. Gerade im deutschen Sommer liegen Sonne und Regen häufig gleich auf, sodass ein Allwetterschirm hier besonders nützlich ist.“
„Für uns ist Nachhaltigkeit ein Kernthema, und das nicht erst seit heute. Wir verkaufen immer noch Ersatztücher für Sonnenschirmgestelle aus den 1980ern. Die funktionieren inzwischen Jahrzehnte und darauf legen wir auch bei neuen Modellen wert. Wir produzieren keine Wegwerfschirme. Auch bei der Produktion selbst arbeiten wir daran, nachhaltiger zu werden. Beispielsweise wird bei Pure die verwendete Aluminium-Rohware erstmalig CO2-reduziert durch erneuerbare Energien hergestellt. Außerdem gibt es Pure in 20 verschiedene Modellgrößen von 2,8 Quadratmeter bis 16 Quadratmeter in runden, quadratischen und rechteckigen Formaten. Dabei haben wir aber darauf geachtet, dass wir alle Varianten nachhaltig ohne große Lagerhaltung mit vielen Gleichteilen bauen können.“
Vielen Dank für die spannenden Einblicke in die Sonnenschirmentwicklung, Herr Weiß!